Niederösterreichischer Teichwirteverband feierte erfolgreiche Tagung im Schloss Rosenau
Zahlreiche Fachvorträge lockten knapp 90 Teilnehmer aus ganz Österreich ins Waldviertel. Die Themenschwerpunkte waren breit gefächert und reichten von Klimawandel und Klimawandelanpassung in der Teichwirtschaft bis hin zur Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Fachtagung war ein voller Erfolg und legte den Grundstein für zukünftige Innovationen in der betrieblichen und überbetrieblichen Öffentlichkeitsarbeit. Man darf also gespannt auf die künftigen Entwicklungen dieser Sparte sein.
Bei der feierlichen Eröffnung wurden zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Verwaltung sowie Fachexperten von Obmann Ferdinand Trauttmansdorff und Verbandsgeschäftsführer Leo Kirchmaier begrüßt. Unter den Ehrengästen waren auch die Produkthoheiten NÖ Karpfenkönigin Sandra I. und NÖ Karpfenprinzessin Michaela I als wichtige Repräsentantinnen der Teichwirtschaft. Beide arbeiten in der Teichwirtschaft und kennen sich bestens mit dem Karpfen aus. Andrea Wagner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer NÖ und Nationalratsabgeordnete Martina Diesner-Wais überbrachten Grußworte. Anschließend begann ein abwechslungsreiches Fachprogramm mit Vorträgen aus Wissenschaft und Praxis.
Inhaltlich standen mehrere Schwerpunkte im Fokus, die durch Praxisberichte bereichert wurden. Zu Beginn präsentierte der Projektentwickler Thiemo Fellner zusammen mit dem Investorenvertreter Werner Neuwirth-Riedl das "Waldlachs"-Projekt in Gmünd, was zu angeregten Fachdiskussionen über diese für Österreich neue Sparte der Lachsproduktion führte.
Beim Schwerpunktthema „Klimawandel und Klimawandelanpassung in der Teichwirtschaft“ präsentierte Maximilian Brönner von der Universität Erlangen-Nürnberg Forschungsergebnisse zu den Stressfaktoren und Anpassungsstrategien regionaler Karpfenteichwirtschaften in Deutschland und Österreich. Die im Rahmen einer Befragung erhobenen Ergebnisse zeigen zum Teil gemeinsame Herausforderungen bei Trockenperioden und Extremwetterereignissen, aber auch Unterschiede bei ökologischen Stressfaktoren, wie den Schäden durch insbesondere Kormorane in Deutschland und Fischotter in Österreich. Innovative Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Bewässerungsteichwirtschaft stellte Jan Masilko vom Institut für Fischerei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft vor. Bislang wenig erforschte Synergien bieten ein vielversprechendes Potential für ein aktives Wassermanagement der Zukunft. Wie der Betrieb einer Teichanlage mit der Doppelfunktion zur Bewässerung und Fischproduktion in der Praxis funktioniert, berichtete Karl Schmalzbauer von der Teichleben GmbH. Zusammenhänge zwischen Wassererwärmung, Fischgesundheit und Sauerstoffversorgung, erklärten Fachtierarzt Heinz Heistinger und Fischereimeister Günther Gratzl vom Bundesamt für Wasserwirtschaft (BAW). Ganz nach dem Motto „Geht es dem Teich gut, geht es den Fischen gut“ wurde der Stellenwert des Teichökosystems beleuchtet. Betriebswirtschaftliche Aussichten und mögliche Zukunftsperspektiven durch die Klimaveränderung aus steirischer Perspektive zeigte Daniel Hörner von der Landwirtschaftskammer Steiermark auf. Neben Polykultur und Schilfschnittmanagement wurde auch der zweijährige Umtrieb in Betracht gezogen. Vielversprechend ist auch das weitere Propagieren von Marmor- und Silberkarpfen unter der steirischen Marke Styriamur im Lichte der sich ändernden Umweltbedingungen durch den Klimawandel.
Im Rahmen des Praxisforums zum Thema "Marktsituation – Gegenwart und Zukunft" analysierte Obmann Ferdinand Trauttmansdorff die aktuelle Marktlage im konventionellen Bereich, während Marc Mößmer von der Biofisch GmbH die Trends im Biobereich beleuchtete. Den krönenden Abschluss des ersten Tages bildete Peter Strauß, Direktor des Bundesamts für Wasserwirtschaft, der über Stoffeinträge in die Teichwirtschaft, die Konnektivität der Landschaft und den Faktor Flächenbewirtschaftung sprach.
Der zweite Tag der Tagung starte mit dem Themenblock Fischotter- und Bibermanagement in Niederösterreich. Beim fachlich fundierten Austausch mit Kerstin Frank und Ronald Knapp vom Amt der Niederösterreichischen Landesregierung und den Teilnehmenden konnten Probleme erkannt und Lösungsansätze sowohl von Präventions- als auch Entnahmemöglichkeiten für diese Arten in der Teichwirtschaft aufgezeigt werden. Bernhard Berger untermauerte in Form eines aufschlussreichen Praxisberichts die Herausforderungen am Beispiel von Gut Ottenstein.
Danach folgten Vorträge von Geschäftsführer Leo Kirchmaier und seiner Stellvertreterin Melanie Haslauer über Aktuelles im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Durch den Vor-Ort-Besuch der FAO (Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen) im Waldviertel konnten weitere Schritte in Richtung der gewichtigen Auszeichnung als „Landwirtschaftliches Kulturerbe“ gesetzt werden. Eines wurde bei diesem Expertenbesuch klar: „Es ist der Mensch, sprich Teichwirt, der im Mittelpunkt der Teichwirtschaft steht und ohne dessen Bewirtschaftung der Erhalt der wertvollen Teichökosysteme mit ihrer Biodiversität in den Regionen verloren gehen würde“, so Kirchmaier. Das österreichweite Projekt „ACFA“ (Austria Communicates Fisheries and Aquaculture) wird in Zukunft die Öffentlichkeitsarbeit für alle Sparten der heimischen Aquakultur auf ein neues Level heben. Für dieses Projekt von strategischer Bedeutung für Österreich wurden erfolgreich Fördermittel zum Besetzen einer Marketingstelle für die Umsetzung durch den Aquakultur-Dachverband abgeholt.
Den krönenden Abschluss machten Marlies Haas von der Teichwirtschaft Saaz in der Steiermark und Amelie Seilern-Aspang vom Schloss Litschau im Waldviertel zum Themenblock Vermarktung in der Karpfenteichwirtschaft. Die innovativen Vermarktungsstrategien beider Vortragenden sind am Puls der Zeit und dienen jetzt schon als großer Wegweiser für das zukünftige Marketing in der Teichwirtschaft. Anschließend brachten Statements der Branchenvertreter des NÖ Teichwirteverbandes, mit großem Applaus die gelungene Tagung auf den Punkt: „Das hohe fachliche und wissenschaftliche Niveau sowie die positive und engagierte Arbeit in der Branche gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NÖ ist bemerkenswert. All das macht diese Teichwirtetagung mit Abstand zur Besten seit es den Verband gibt.“ Zum Abschluss betonte Obmann Ferdinand Trauttmansdorff noch einmal die Wichtigkeit des Zusammenhalts untereinander und des fachlichen Austausches in Zeiten der Veränderung: „Klimaanpassungsstrategien in der Teichwirtschaft sind wichtiger denn je und dabei muss es gelingen, Innovation, Wissenschaft und Praxis zu vereinen und diese Disziplinen in ein Boot zu holen“.